Der Unsichtbare, Original: The Invisible Man (1933)
Universal, Carl Laemmle Pres.; gedreht in schwarz/weiß; Produktionsland: USA, Länge: ca. 68 min
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Darsteller | Team |
Claude Rains als der Unisichtbare | Regie: James Whale |
Gloria Stuart als Flora Cranley | Produktion: Carl Laemmle Jr. |
William Harrigan als Dr. Arthur Kemp | Drehbuch: Philip Wylie, R. C. Sherriff |
Henry Travers als Dr. Cranley | Kamera: Arthur Edeson |
Dudley Digges als Chefkommissar | Schnitt: Ted J. Kent |
Una O'Connor als Jenny Hall | Musik: Heinz Roemheld |
Besprechung:
Inhalt:
Der Wissenschaftler Dr. Jack Griffin hat ein Serum entdeckt, das ihn unsichtbar macht. Eine Rückverwandlung ist jedoch nicht möglich und so sucht er, den Kopf einbandagiert, mit einer künstlichen Nase Schal und einer großen Sonnenbrille bekleidet, die Abgeschiedenheit eines kleinen englischen Dorfes. Hier möchte er im Geheimen ein Gegenmittel entwickeln. Sein Erscheinungsbild sorgt jedoch für Neugierde bei den einfachen Dorfbewohnern und so wird Griffin immer wieder in seiner Arbeit unterbrochen. Daraus resultieren unkontrollierte Wutbrüche, die sich bisweilen zum Exzess steigern können. Auch hält er sich bald für unbesiegbar.
Was er nicht ahnt ist, dass sein Partner und Vater seiner Verlobten, Dr. Cranley, unlängst in einer deutschen Fachzeitschrift gelesen hat, dass die von Griffin verwendete Substanz Monokain nicht nur die Fähigkeit hat Dinge unsichtbar werden zu lassen. Sie führt auch zu Größenwahn bis hin zu Halluzinationen. Dieser Wahnsinn nimmt in dem jungen engagierten Wissenschaftler immer mehr Überhand, so dass er schließlich zu einem wahnsinnigen Mörder mit Allmachtsfantasien mutiert. Letztlich strebt Griffin durch gezielten Terror gar die Weltherrschaft an.
Nur seine Verlobte Flora Cranley vermag den Wahnwitzigen für kurze Zeit zu beruhigen, doch dann gewinnt das Monokain wieder die Überhand. Die Polizei sucht den Mann bereits als Massenmörder doch der tötet immer dreister und ungenierter, nun ganz dem Größenwahn verfallen. Die Polizei steht vor der schwersten Prüfung der Geschichte, denn Griffin hat inzwischen über 20 Morde begangen und er muss gestoppt werden, egal wie...
Fazit:
James Whale ist sowohl den Fans klassischer Horror- als auch SciFi Filme ein Begriff. Der englische Regisseur hat in den 30er Jahren einige der besten Filme der damaligen Zeit auf den Weg gebracht. Er war sowohl den Schauspielern, als auch seinem Team gegenüber als Kontrollfreak bekannt. Das tat seinen Filmen keinen Abbruch, im Gegenteil.
Auf Whales Konto gehen u.a. Frankenstein, Frankensteins Braut, als auch der auf einer Kurzgeschichte von H. G. Wells basierende Der Unsichtbare, die allesamt bei Universal verwirklicht wurden und das Motiv des "Mad Scientist" aufgreifen. Whale kam ursprünglich vom Londonder Theater, so verwundert es nicht wirklich, dass er gerne mit englischen, bzw. britischen Schauspielern arbeitete. Zu ihnen gehörten Boris Karloff, Colin Clive, Una O'Connor, Henry Travers und nicht zuletzt der Schauspieler, der mit seiner einzigartigen Stimme den Unsichtbaren so unverwechselbar machen sollte: Claude Rains.
Dabei wäre es beinahe gar nicht zu Rains grandioser Performance gekommen, denn der Theaterschauspieler litt in seiner Jugend unter gleich zwei Sprachfehlern. Er stotterte und konnte kein „R“ aussprechen. Einige Zeit vorher hatte er für einen Film Probeaufnahmen gemacht, doch diese waren katastrophal ausgefallen. Rains bezeichnete sie später selbst als schrecklichste Probeaufnahmen der Filmgeschichte, was für seinen Humor spricht, den er so wundervoll in Der Unsichtbare präsentiert.
Tatsächlich war für die Rolle des neuen Universal-Horrorfilms kein Geringerer als Boris Karloff vorgesehen, der seit Frankenstein zum Star avanciert war. Das Studio wollte ihm allerdings die ihm zustehende Gehaltserhöhung von 750$ pro Woche auf 1500$ nicht bezahlen, so dass er enttäuscht das Studio verlies. Also betrachtete Whales sich ältere Probeaufnahmen und stieß eines Tages auf die von Rains. Die Stimme faszinierte ihn so sehr, dass er alle Zweifel Universals beiseite wischte und Claude Rains nahm. Dieses gute Gespür sollte sich auszeichnen, denn der Engländer legte eine klasse Performance hin.
Seitens der Spezial-Effekte stießen die Kameraleute und John Fulton, Universals weltberühmter Spezialist für Spezial-Effekte jener Zeit, an ihre Grenzen. Es gibt die berühmte Szene, in der der Unsichtbare vor dem Spiegel steht und seine Bandagen ablegt. Was für den Zuschauer selbstverständlich aussieht, war in Wirklichkeit die schwerste Szene, die Fulton jemals verwirklichte, denn natürlich musste unser Antiheld halb unsichtbar im Spiegel gezeigt werden. Wie sollte man das bewerkstelligen? Die Unsichtbarkeits-Effekte wurden i.d.R. so hergestellt, dass man die unsichtbaren Körperteile mit schwarzen Samt bekleidete und sie vor einem schwarzen Hintergrund filmte. Mittels Wandermaske wurden dann die vorher gefilmten Hintegründe mit denen des Unsichtbaren kombiniert. Doch bei einer Spiegelaufnahme konnte das natürlich nicht funktionieren. Also drehte man vier Einstellungen:
Wand und Spiegel, wobei der Spiegel mit schwarzem Samt verhängt wurde
eine Aufnahme vom Spiegelbild gegenüber
der Unsichtbare von hinten, wie er seine Bandagen löst
der Unsichtbare von vorne, wie er seine Bandagen löst
Natürlich mussten Betrachtungswinkel und Handlung genau abgestimmt werden. Einige Negative wurden darüber hinaus manuell retuschiert. Bewegungen mussten dann noch so geplant werden, dass der Schauspieler seine Hände ja nie zwischen Körper und Kamera oder zwischen Spiegelbild und Kamera hielt. Am Ende wurden die Aufnahmen wieder mittels Wandermaske kombiniert.
Das war für die damalige Zeit atemberaubend und auch heute noch funktionieren die Tricks beim Anschauen sehr gut. Viele Jahrzehnte später wurde die Illusion von Unsichtbarkeit im Kino und TV immer noch auf sehr ähnliche Weise von den Spezialisten hergestellt. Der massive Einsatz von CGI begann 1993 mit Jurrassic Park und erst in den letzten 15 Jahren hat dieses Verfahren die handgemachten Effekte fast gänzlich abgelöst. Auch die auf dem Film lose basierende kurzlebige Serie Der Unsichtbare von 1975 benutzt im Übrigen dieselben Techniken, die schon in den 30er Jahren perfektioniert worden waren.
Wie viele andere ältere Zuschauer, habe ich diesen alten Klassiker das erste mal vor vielen Jahren im Fernsehen im WDR gesehen. Da ich nun einmal nach wie vor auf alte Filme stehe, war ich sofort hin und weg. Den Aufmerksamen unter Euch werden sicherlich einige Ähnlichkeiten zu Frankenstein und Frankensteins Braut auffallen. Die Handschrift James Whale' s ist unverkennbar. Der Titel ist m.E auch heute noch absolut großartig und macht einfach nur Spaß. Er hat einen ganz besonderen Humor, teils skurrile Nebendarsteller und Komparsen und eine interessante Handlung. Das Beste ist aber der unverwechselbare Charme des Films. Er gehört sicherlich in jede gut sortierte Filmsammlung und ich selbst finde, dass man ihn als an Filmen interessierter Fan unbedingt einmal gesehen haben sollte. Denjenigen unter Euch, die ihn nicht kennen, sei der obige Trailer wärmstens ans Herz gelegt, der eine gute Vorschau bietet.
persönliche Bewertung: 5/6