Die Fliege, original: The Fly (1986)
SLM Producktion Group, Brooksfilms, Twenthies Century Fox, Blu Ray: Twentieth Century Fox;
Produktionsland: Kanada, USA, Länge: ca.95 Minuten
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Darsteller | Team |
Jeff Goldblum als Seth Brundle | Regie: David Cronenberg |
Geena Davis als Veronica Quaife | Produzent: Stuart Cornfeld |
John Getz als Stathis Borans | Drehbuch: Charles Edward Pogue, David Cronenberg |
Joy Boushel als Tawny | Kamera: Mark Irwin |
Leslie Carlson als Dr. Cheevers | Schnitt: Ronald Sanders |
George Chuvalo als "Armdrücker" Marky | Musik: Howard Shore |
Besprechung:
Inhalt:
Das Wissenschaftsgenie Seth Brundle arbeitet seit Jahren verbissen an einer Teleportationsmaschine. Trotz intensiver Bemühungen
gelingt es ihm jedoch zunächst nur, tote Materie zu transportieren. Eines Tages lernt er die junge Journalistin Veronica kennen. Um sie zu beeindrucken, zeigt er ihr die Vorrichtung und verwendet
einen ihrer Strümpfe als Versuchsobjekt. Das Experiment gelingt und die hübsche Frau zeigt sich sichtlich begeistert. Um das Erlebte als Zeitungsartikel auszuschlachten wendet sie sich an Ihren
Boss und ehemaligen Geliebten Stathis. Dieser glaubt die Geschichte jedoch nicht und legt ihr jeden erdenklichen Stein in den Weg.
Veronica beschließt, auf eigene Faust weiterzurecherchieren und intensiviert ihren Kontakt zu Seth. Langsam entwickelt sich eine Romanze, die schnell zu Liebe wird. Doch der unerfahrene schüchterne Brundle ist eifersüchtig und als er eines Tages erfährt, dass Veronica und Stathis einst ein Paar waren, schäumt er vor Wut. Angetrunken entschließt er, seine inzwischen verfeinerte Maschine an sich selbst zu testen und steigt in den Teleporter. Was er nicht ahnt: eine kleine Fliege befindet sich mit an Bord und wird gemeinsam mit ihm übertragen. Einige Tage später entwickelt Seth plötzlich ungewöhnliche Eigenschaften: er spricht und reagiert schneller, ist sexuell unersättlich und verfügt über unbändige Kraft. Doch die Schattenseiten präsentieren sich ebenso deutlich, denn Brundle verändert sich äußerlich zusehends. Von Tag zu Tag wird klarer, dass bei dem Experiment etwas gründlich schief gelaufen ist. Brundles DNS verbindet sich anscheinend immer mehr mit der in seinen Körper eingedrungenen Fliegen-DNS. Wohin wird ihn diese schreckliche Entdeckung führen?...
Fazit:David Cronenbergs Die Fliege ist, ähnlich wie der vier Jahre zuvor gedrehte Das Ding aus einer anderen Welt (John Carpenter) kein schlichtes Remake des Originals. Zwar basiert er weiterhin auf der 1957 im Playboy erschienen Kurzgeschichte von George Langelaan, doch übernimmt er letztlich nur die Kernelemente. Vielmehr ist der Plot nunmehr in eine Dreiecksbeziehung zwischen den Hauptfiguren Seth (Jeff Goldblum), Veronica (Geena Davis) und Stathis Borans (John Getz) eingebettet. Es ist allerdings dieser dramaturgische Kniff, der den Film aus meiner Sicht von seinem Vorbild abhebt und ihn zusammen mit seinen grandiosen Schauspielern, der tollen Musik und den hübsch ekligen Effekten zu einem Klassiker des Science Fiction-Horrorgenres macht.
Dabei ist die Produktionsgeschichte so turbulent, dass es lange auf der Kippe stand, ob der Streifen letztlich überhaupt produziert werden würde. Als Fox auf die Idee kam, ein Remake von Die Fliege auf die Beine zu stellen, war ein Produzent schnell gefunden. Stuart Cornfeld hatte bereits Erfahrungen mit der achtfach oscarnominierten Umsetzung des auf einer wahren Geschichte beruhenden Schockers „Der Elefantemensch“ gesammelt. Allerdings gab es Finanzierungsprobleme, so dass Fox das Projekt relativ schnell auf Eis legte. Cornfeld bedrängte die Studiobosse daraufhin so lange, bis man ihm zusagte, den Verleih zu übernehmen, sollte er es schaffen, die Produktionskosten zu stemmen. Dieser hatte gute Beziehungen zu Mel Brooks, der 1980 bereits eben jenen „Elefantenmenschen“ finanziert hatte. Brooks sagte das vorläufige Drehbuch zunächst allerdings nicht sonderlich zu. Nachdem man mit Charles Edward Poque einen erfahrenen Autoren gewonnen hatte, ließen sich diese Unstimmigkeiten zwar beseitigen, doch bevor das Skript fertig war, schied Regisseur Robert Bierman aufgrund eines tragisches Unglückes aus. Seine Tochter war in Südafrika verstorben. Drei Monate später entschied sich der junge Engländer, seinen Vertrag zu lösen.
Die Produktion stand still und man hatte lediglich ein unfertiges Skript in der Hand. Schließlich half Kollege Zufall. Bei Fox wurden die Karten neu gemischt und die neue Führungsebene entschied, den einzigen derzeit in Produktion befindlichen Film nun doch finanziell zu unterstützen. Mit einem geplanten Budget von rund fünfzehn Millionen Dollar im Rücken und einer anschließenden Zusage von Regie-Legende David Cronenberg (Die Brut, Scanners, Videodrome), der kurz zuvor bei Total Recall ausgestiegen war, konnte es nun mit großen Schritten weitergehen. Cronenberg verfeinerte das Drehbuch und rief Teile seines altbekannten Teams, unter anderem Kameramann Mark Irwin, die Produktionsdesignerin Carol Spier und den Komponisten Howard Shore zusammen. Anschließend zog die gesamte Produktion in sein Heimatland Kanada und die Castings begannen.
Mit Jeff Goldblum in der Hauptroll bewies Cronenberg mehr, als nur ein gutes Händchen. Goldblum erzählt in einem auf der Blu Ray enthaltenen Interview, wie er sich in die Rolle einfühlte. Er beobachtete Fliegen und verfiel letztlich der Idee, dass seine neue Fliegen DNS sich anfangs wie eine pure Droge, eine Art Amphetamin auswirken solle. Er beschleunigte seine Sprache, seine Bewegungen, schüttete sich Unmengen Zucker in den Kaffee. Spätestens in der berühmten Akrobatenszene wird deutlich, dass sich der sonst so unsichere und sanfte Wissenschaftler verändert. Die Anfangssequeznen der oben erwähnte Szene bekam der relativ atheltische Goldblum noch selbst geregelt. Für die atemberaubenden Stunts wurden allerdings gestandene Wettkampfakrobaten angeheuert.
Auch Geena Davis, die sich seinerzeit mehr oder weniger in einer Liason mit Jeff Goldblum befand, sollte sich als großartige Wahl herausstellen. Nicht nur, dass Ihr hübsches, etwas naives, jugendliches Aussehen den Horroraspekt des Streifens enorm verstärkt. Sie stellt sich den Herausforderungen des Genres darüber hinaus mit einigem Können. Dieser Ansicht war offenbar auch David Cronenberg von der ersten Sekunde an, denn Davis war die erste Schauspielern, die für die Rolle vorgesprochen hatte. Die Tatsache, dass sie und Goldblum näheren Kontakt hatten, erhöhte den Glaubwürdigkeitsfaktor ungemein. Mit John Getz fand man schließlich die perfekte Ergänzung. Sein zwischen Arroganz, Liebeswahn und später echter Besorgnis angesiedeltes Spiel überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie. Als besonderen Kniff empfinde ich, dass aus dem arroganten Pinsel am Ende eine Art tragischer Held wird.
Wie oben bereits erwähnt, spielen allerdings auch die Spezialeffekte in einer gehobenen Liga mit. Abgesehen von Shonagh Jabours (Videodrome) hervorragender Maskenarbeit, ist vor allem auch das Creaturedesign von Chris Walas hervorzuheben. Was wäre Die Fliege schließlich ohne Goldblums Verwandlung, die im weiteren Verlauf immer groteskere Züge annimmt - oder seine akrobatischen Kletterleistungen an der Decke seines Appartments? Dieser Effekt ist nebenbei erwähnt ebenfalls unvergessen und ganz großes Kino. Was man heute per CGI am Computer fertigt, musste damals komplett per Hand realisiert werden. Dazu baute man zunächst eine Art Riesenrad, in dessen Innenkreis man Decke, Wände und Fußboden einbaute. Dieses ließ man anschließend mitsamt Kameras und Beleuchtung rotieren, während Jeff Goldblum alias Seth Brundle die Wände herunterkroch.
Ich bin ein großer Fan des Science Fiction- Horros. Alien, Predator und Event Horizon gehören bis heute zu meinen Favoriten. Die Fliege fügt sich nahtlos in diese erlesene Liste ein. Mit David Cronenberg fand mach nach einigen Turbulenzen genau den richten Regisseur für diese Art Film, der starken Einfluss auf spätere Werke ausüben sollte. Die Kameraführung und die intensive Beleuchtung tun gemeinsam mit Howard Shores hervorragenden Score genau das, was sie sollen: den Zuschauer auch heute noch in den Bann ziehen: großartig!
persönliche Bewertung: 6/6