Doktor Zyklop, original: Dr. Cyclops (1939)
Paramount Pictures, Universal, DVD: Koch Media; Produktionsland: USA, Länge: 74 Minuten, gedreht in Technicolor
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Darsteller | Team |
Abert Dekker als Dr. Zyklop/Dr. Thorkel | Regie: Ernest B. Schoedsack |
Thomas Coley als Bill Stockton | Produktion: Dale van Every, Merian C. Cooper |
Janice Logan als Mary Robinson | Drehbuch: Tom Kilpatrick |
Victor Kilian als Steve Baker | Kamera: Henry Sharp |
Janice Logan als Mary Robinson | Schnitt: Ellsworth Hoagland |
Frank Yakonelli als Pedro | Musik: Gérard Carbonara, Ernst Toch, Albert Hay Malotte |
Besprechung:
Inhalt:
1939 in Peru: der Wissenschaftler Professor Mendoza hat in einer entlegenen Bergregion große Radiumvorkommen entdeckt und zieht seinen ehemaligen Mentor, Dr. Alexander Thorkel, hinzu. Mit an den Wahnsinn grenzenden Experimenten entdeckt der Biologie in der Radioaktivität eine Möglichkeit, Lebewesen extrem zu verkleinern und so sogar am Leben zu erhalten. Mendoza ist außer sich vor Sorge. Er sieht in den Forschungen eine Blasphemie und verbietet sie eines Abends. Dieser Akt verleitet Thorkel zu einer Gräueltat: er tötet seinen ehemaligen Schüler auf grausame Weise.
Einige Tage später trifft ein Forscherteam unter der Leitung Dr. Rupert Bulfinchs ein und gerät bald in die Fänge des Wahnsinnigen. Nachdem Bulfinch die Tagebücher Dr. Thorkels entdeckt hat, lockt dieser die gesamte Reisegesellschaft in eine Falle und schrumpft sie. Für Mary Robinson und ihre vier männlichen Begleiter beginnt nun ein Kampf um Leben und Tod in einer Welt, in der Katzen und Hunde zu Monstern mutiert sind. Doch noch mehr als vor Haustieren, müssen sich die Gejagten vom Biologen Thorkel fernhalten, denn der verfällt immer mehr dem Wahn...
Fazit:
Ernest B. Schoedsack und der im Vorspann zu Doktor Zyklop nicht erwähnte Merian C. Cooper haben vor allem durch ihr grandioses Trickfeuerwerk „King Kong“ (1933) Berühmtheit erlangt. Das erfolgreiche Dreamteam (unter anderem auch „King Kongs Sohn“, 1933 und „Der Untergang von Pompeji", 1935) arbeitete zwischen 1929 und 1949 gemeinsam an insgesamt sechs Filmen, die allesamt erfolgreich wurden. Dabei stand fast immer eine aufwendige Tricktechnik im Vordergrund. Hatte "King Kong und die weiße Frau" noch mit einer fantastischen Stop Motion Arbeit gepunktet, ist es in diesem Werk von 1940 vor allem die Rückprojektion, mit der das Publikum verzaubert wurde. Einen weiteren Pluspunkt stellt die Tatsache dar, dass der Streifen in Farbe gedreht wurde. Die Dreifarben-Technologie von Technicolor war seinerzeit noch recht neu. Im Wesentlichen spaltete die neuartige Kamera das Licht, um je ein Schwarzweiß- Negativ durch einen grünen, blauen und einen roten Filter zu belichten. Nach einigen sensationellen Kurzfilmversuchen seitens Disneys war es 1936 der Streifen „Im Garten Allahs“ mit Marlene Dietrich, der dem Farbfilm den Durchbruch brachte.
In die Technologie der Rückprojektion wurden hingegen bereits seit den 20er Jahren immense Summen investiert. Allerdings brachte der neue Farbfilm Probleme mit sich. Denn je größer die Leinwand war, auf die man projizierte, desto unschärfer wurde das Bild, was vor allem bei in Technicolor gedrehten Werken auffiel. Doktor Zyklop diente dementsprechend Paramount als eine Art Testballon für die Kombination beider Verfahren. Vor allem wurde mit der seinerzeit ebenfalls noch relativ neuen Tripleprojektion experimentiert, bei der drei Projektoren hintereinandergeschaltet wurden. Bei den zahlreichen Miniaturprojektionen (hierbei handelte es sich um kleine Rückprojektoren, die das Bild auf ein kleineres Bildfeld projizierten, wodurch es an Schärfe gewann) gelang das Kunststück insgesamt außerordentlich gut, so dass uns hier ein wundervolles Stück Effektfilm vorliegt. Und obwohl er siebzehn Jahre vor Jack Arnolds Die unglaubliche Geschichte des Mr. C. und sogar neunundvierzig Jahre vor Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft entstand, greift er nicht nur auf dieselben Technologien zurück, sondern ist in den meisten Szenen um keinen Deut schlechter anzusehen. Lediglich wenn unsere geschrumpften Helden direkt vor dem nun riesenhaften Dr. Thorkel stehen, oder wenn die Bilder dunkler sind, werden teils größere Unschärfen sichtbar.
Um den Effekt zu erhöhen, wurde außerdem bereits hier mit einer großen Anzahl mannshoher Requisiten gearbeitet. So hält Mary etwa eine Nähnadel in ihren Händen, oder Bill verwendet eine halbe Schere als Waffe, die jeweils halb so groß wie die Schauspieler sind. Auch die Sets mussten den Größenverhältnissen angepasst werden. Türen, Stühle, Kisten, Nähgarnrollen, Schuhe und anderes wurden im riesenhaften Maßstab gebaut, um die Illusion zu perfektionieren. Gemeinsam mit den fantastischen Farben entstand so ein Film, der seinerzeit im Grunde nicht weniger spektakulär, als „King Kong“ war.
Obwohl die Story eine typische Mad Scientist Thematik mit dem mythologischen Zyklopenmotiv, sowie der damals als Heilslehre der Wissenschaft verklärten Radioaktivität kombinierte, bleibt der Plot sehr an der Oberfläche. Im Grunde haben wir hier eine herrlich naive Horrorgeschichte vor uns, wie sie ähnlich ohne weiteres einhundert Jahre zuvor hätte geschrieben werden können. Auch einige grobe Fehler, wie ein geschrumpfter Pedro, der von Thorkel mit einer Schrotflinte niedergestreckt, aber wie von einem Indianerpfeil getroffen eine Klippe hinunter purzelt, lassen sich nicht verleugnen. Allerdings werden die Rollen von souveränen Schauspielern ausgefüllt, was einiges wieder ausbügelt. Albert Dekker, der 1968 im Alter von nur 65 Jahren unter mysteriösen Umständen zu Tode kam, zeigt sich gekonnt als irrer Biologe, dessen Verhältnis zu seinen Opfern zunächst dem eines Wissenschaftlers zu einer Laborratte entspricht. Wie durchgeknallt Doktor Zyklop wirklich ist, wird erst offenbar, als er herausfindet, dass seine Versuchskaninchen irgendwann wieder zu ihrer normalen Größe heranwachsen werden. Die Rolle des Alexander Thorkel sollte zwar seine größte bleiben, dennoch war Dekker bis zu seinem ungeklärten Ableben ein gut gebuchter Schauspieler und in zahlreichen Fernsehserien, wie etwa „Kobra, übernehmen Sie“ , oder „Bonanza“ zu sehen.
Sehr positiv fällt auch Charles Halton als Dr. Rupert Bulfinch auf. Halton, der bereits seit 1917 vor der Kamera stand, spielt seinen Part sehr würdevoll und angemessen und es ist schade, dass ihm nicht etwas mehr Screentime vergönnt ist. Eigentlich mehr Theaterschauspieler, wurde er mehrfach von Alfred Hitchcock eingesetzt und war in zahlreichen bekannteren Filmen gerne als Nebendarsteller gesehen. Victor Kilian kennen die Westernfans unter Euch vielleicht eher mit dem Colt in der Hand. 1936 war er in „Mississippi Melody“ aufgefallen, gab dann 1938 im Technicolorfilm „Toms Abenteuer“ den Sheriff, bevor er in Schoedsacks Horrorstreifen eine erste Hauptrolle ergattern konnte. Später hatte er Nebenrollen in bekannten Genrefilmen wie „Rache für Jesse James“ (1940), „Im Zeichen des Zorro“ (im selben Jahr), oder in „Ritt zum Ox Bow“ (1943) mit Henry Fonda in der Hauptrolle inne.
Insgesamt ist Dr. Zyklop also ein filmgeschichtlich interessanter Genrestreifen mit hohem Unterhaltungswert. Die aufwendige Tricktechnik, die tollen Farben und die guten schauspielerischen Leistungen machen auch heute noch, trotz typisch naiver Story, Spaß. Somit sei die DVD jedem Sammler wärmstens ans Herz gelegt.
persönliche Bewertung: 4(+)/5