Cover und Szenenfotos: Icestorm Entertainment
Cover und Szenenfotos: Icestorm Entertainment

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Signale - ein Weltraumabenteuer, polnisch: Sygnaly MMXX (1970)

VEB DEFA Studio für Spielfilme, Arbeitsgruppe Roter Kreis, Przedsiebiorstwo Realizacji Filmów

Zespoly Filmowe, Icestorm Entertainment; Produktionsland: DDR, PL, Länge: 88 min.

_____________________________________________________________________________________________________________________________________

Darsteller Team
Gojko Mitic als Terry Regie: Gottfried Kolditz
Alfred Müller als Konrad Drehbuch: Gottfried Kolditz, C. U. Wiesner
Piotr Pawlowski als Kommandant Veikko Trickaufnahmen: O. Hanisch, K. Marks, S. Dülz
Soheir Morshedy als Samira Kamera: Otto Hanisch
Helmut Schreiber als Gaston Schnitt: Helga Gentz
 Irena Karel als Juana  Musik: Karl-Ernst Sasse

Besprechung:

Inhalt:

Im 21. Jahrhundert hat die Menschheit das Sonnensystem erobert. Raumstationen im Erdorbit werden mittels regelmäßiger Versorgungsflüge beliefert, Forschungsraumschiffe fliegen bis an die Grenzen des Systems. Raumfahrt ist Routine, doch eines Tages sendet die IKAROS keine Signale mehr. Dafür werden plötzlich seltsame Geräusche geortet, die nicht zuzuordnen sind und von einer intelligenten, außerirdischen Rasse stammen könnten.

 

Eine Aufklärungsmission wird gestartet und so stellt Kommandant Veikko eine Crew zusammen. Gemeinsam startet die Mannschaft mit der LAIKA Richtung Jupiter, um sowohl nach der IKAROS zu suchen, als auch der Herkunft der seltsamen Signale auf den Grund zu gehen. Was wird die Crew am Rande des Gasriesen entdecken? Wartet dort ein fremdes Raumschiff, dessen Insassen den Wunsch zur Kontaktaufnahme hegen? Oder finden sie im Jupiter-Orbit lediglich das Wrack der IKAROS, ein Geisterschiff voller toter Besatzungsmitglieder?...

 

Fazit:

Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust....

So oder so ähnlich lassen sich meine Gefühle bezüglich des 1970 in DDR/polnischer Zusammenarbeit entstandenen Films Signale – ein Weltraumabenteuer ausdrücken. Auf der einen Seite ist der Film sehr ansprechend fotografiert und verfügt für seine Zeit über brillante Spezialeffekte. Diese stehen einem 2001 - Odyssee im Weltraum, in dessen Fahrwasser der Streifen entstand, kaum nach. Den DEFA Trickspezialisten Otto Hanisch, Kurt Marks und Stanislav Dülz standen offenbar die besten fotografischen Mittel der Babelsberg Studios zur Verfügung. Raumstationen drehen sich majestätisch in der Schwärze des Alls, Kosmonauten wagen Weltraumspaziergänge, die für die damalige Zeit recht realistisch umgesetzt sind, Raumschiffe verfügen über sich drehende Erdgravitation erzeugende Bereiche, im Erdorbit und im erdnahen Raum herrscht ein reges Treiben von Versorgungs- und Transportschiffen, sowie Forschungsraumern. All dies sieht grandios aus!

 

Hinzu gesellen sich liebevoll gestaltete Kulissen. Schaltzentralen, Sichtschirme und ein beeindruckendes Interieur der Schiffe sind im Stil der frühen 70er Jahre gestaltet und sehen ähnlich ansprechend aus wie etwa sieben Jahre später in Mondbasis Alpha 1, wenn nicht gar besser. Der visuelle Aspekt bereitet Nostalgikern also wirklich Freude und ich wage zu behaupten, dass Signale die ambitionierteste Science Fiction Produktion der DDR überhaupt ist. Der Film wurde tatsächlich mit viel Enthusiasmus umgesetzt.

 

Leider trifft dies nicht unbedingt auf das Drehbuch oder den grundlegenden Plot zu. Völlig unnötige Strandszenen zu Beginn und Ende des Films stören das futuristische Feeling und können die Idee einer friedlichen Erdgemeinschaft der Zukunft nicht tragen. Stattdessen wirken die Aufnahmen deplaziert und schlicht unnötig, zumal sie sich auf den eigentlichen Storyverlauf kaum auswirken.

 

Dies führt dazu, dass der ansich gut gedachte Plot phasenweise zur Randnotiz degradiert wird. Zu viel Zeit wird mit Nebensächlichkeiten, oder härter ausgedrückt, gähnender Langeweile, verschwendet und erst nach ca. einer Stunde erreicht der Spannungsbogen seinen Höhepunkt. Dann nimmt das Werk endlich Fahrt auf und zieht mich als Zuschauer doch noch in seinen Bann. Endlich wird uns auch ein tieferer Einblick in die internatiionale Crew gewährt.. So kämpft Gaston etwa mit seinem eigentlich zu hohen Alter und der eigentlich dienstmüde Kommandant Veikko mit der Frage nach dem Sinn der Mission.

 

Er findet ihn in der Idee, die thematisierten vermeintlichen Aliens könnten nur friedlicher Natur sein, da  eine hoch entwickelte Spezies die Sinnlosigkeit von Hass und Gewalt erkannt und sich von derlei destruktiven Gefühlen losgesagt haben müsse. Dieser ansich interessante Ansatz wird leider nicht nicht konsequent weitergedacht und so endet Signale  schlicht mit der Rettung der Besatzung des verlorenen gegangenen Forschungsschiffes IKAROS, dessen Verschwinden die LAIKA überhaupt erst zur Mission führte. Leider endet der Film  mit einer Neuauflage der oben bereits  erwähnten Strandsequenzen und verliert somit an dieser Stelle nicht nur massiv den mühsam aufgebauten Drive, sondern auch seine Glaubwürdigkeit wieder. Schöne Urlaubsbilder, die den Traum von Sonne und Strand näheren eignen sich in einem so ambitionierten Werk einfach nicht als Lückenfüller. Ein gut geschriebenere Dialog wäre sicherlich die bessere Wahl gewesen.
Der ein oder andere dramaturgische Kniff, wie etwa eine Rückblende die erklärt, was mit der IKAROS überhaupt geschehen ist, hätte dem Zuschauer die unsäglichen Längen erspart. Ein weiterer guter Ansatzpunkt wären die Konflikte zwischen den Crewmitgliedern des gestrandeten Schiffes gewesen, denen sowohl die (laut Film) notwendigen stimmungsaufhellenden Medikamente, als auch der Sauerstoff auszugehen droht. So plätschert die Handlung leider vor sich hin und wird lediglich durch die wundervollen Spezialeffekte aufgelockert. Das ist wirklich schade, denn Signale – ein Weltraumabenteuer hätte ein echtes Abenteuer werden können. Vielleicht hätte Kolditz das Drehbuch in fähigere Hände geben sollen, wer weiß? So kann man nur darüber spekulieren, warum die vielen Möglichkeiten, die der Stoff bietet, nicht oder zu wenig genutzt wurden.

 

Die gut gewählten Schauspieler verfügten jedenfalls über das nötige Rüstzeug, dem Film eine zusätzliche Stütze zu bieten  Der in Jugoslawien geborene Serbe Gojko Mitic war zu jener Zeit ein gefragter osteuropäischer Star. Bekannt wurde er hauptsächlich als Indianerdarsteller und war seit 1965 aktiv. Sein Portfolio umfasst so bekannte Western wie "Chingachgook Die große Schlange" (1967) "Spur des Falken" (1968) und später die auch in Westdeutschland beliebten "Tecumseh" (1972), "Ulzana" (1973) und "Apachen" (1973), wobei drei der hier genannten fünf Filme in Zusammenarbeit mit Gottfried Kolditz entstanden, der auch für Singale - ein Weltraumabenteuer auf dem Regisseurstuhl platz genommen hatte. Auch Helmut Schreiber, der den alternden Gaston gibt, war in der DDR kein Unbekannter. Er spielte oft mit Gojko Mitic zusammen und war zwischen 1954 und 1983 in mehr als fünfundvierzig Produktionen zu sehen. Leider bleiben aber auch die Figuren meist blass und tragen nicht zur Auflockerung des storytechnisch in die Länge gezogenen Films bei. Lediglich Kommandant Veikko, gut dargestellt von Piotr Pawlowski, wird im Drehbuch die Möglichkeit eingeräumt, seinem Charakter etwas Leben einzuhauchen. Die weiblichen Figuren hingegen, allen voran Juana (Irena Karel), sind leider kaum präsent, obwohl ihnen eigentlich genug Zeit im Film eingeräumt wird.

 

 So bleibt am Ende ein technisches Meisterwerk des ostdeutschen Films der 70er Jahre mit einer viel zu durchschnittlichen Geschichte, die daher leider auch nur durchschnittlich bewertet werden kann. Nostalgikern sei der Film aufgrund seiner grandiosen Aufnahmen dennoch wärmstens ans Herz gelegt denn er zeigt eindrucksvoll, was auch in (West)Deutschland in jener Zeit möglich gewesen wäre, wenn man denn nur gewollt hätte. Doch SciFi war und ist für das deutsche Fernsehen leider bis heute ein Stiefkind geblieben.

persönliche Bewertung: 3(+)/6