Grenzfälle - es geschah übermorgen, original: Aux frontières du possible (1971 - 1974)
Office de Radiodiffusion, ORTF, Telecip Productions, DVD: Pidax Serienklassiker
Produktionsland: Frankreich, BRD; 13 Folgen á je 45 Minuten; Drehbücher: Jaques Bergier, Jean Sacha,
Henri Virad; Musik: Jack Arel
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Darsteller | |
Pierre Vaneck als Yan Thomas | Elga Andersen als Barbara Andersen |
Jean Francois Rémi als Courtenay-Gabor | Yvette Montier als La secrétaire |
Roger Rudel als Chalier | Eva Christian als Christa Neumann |
Besprechung:
Inhalt:
Frankreich in den 70er Jahren: Die Organisation B.I.P.S. oder I.S.S.W, (Internationales Institut zum Schutz der Wissenschaften)
bekommt es immer wieder mit seltsamen Phänomen zu tun, die es aufzuklären gilt. Ob die Börse zu kollabieren droht, Menschen in der größten Finanzkrise seit den 30er Jahren sich plötzlich wie
Narren benehmen, oder berühmte Wissenschaftler entführt werden. Missieur Courtenay Gabor, Chef der B.I.P.S. schickt seine besten Agenten, Yan Thomas und Barbara Andersen, um das Rätsel zu lösen.
Oft genug stellt sich heraus, dass eine neue, unglaubliche, aber für die Menschheit schädliche Technologie hinter den Ereignissen steckt. Und die Erfinder sind vor allem auf eines aus: Geld! Und
sie sind sich nicht zu schade, die französische Regierung oder gar die gesamte UNO zu erpressen...
Fazit:
Ich bin ja immer wieder erstaunt, wie weit die Science Fiction- und Mysterywelle in den 60er und 70er Jahren doch gediegen war, dass sie sogar ihren Weg ins deutsche Fernsehen schaffte. Tatsächlich wurde das hier besprochene Werk sogar vom ZDF koproduziert. Grenzfälle - es geschah übermorgen ist eine der Serien, die eigentlich nur Nostalgiker auf dem Schirm haben. Wirklich bekannt ist sie nicht. Von Pidax herausgegeben, wird sie gemeinsam mit Alpha Alpha und S.R.I. und die unheimlichen Fälle als einer der Urväter von Akte X bezeichnet.
Dieser Vergleich mag vielleicht etwas weit hergeholt sein, aber egal. De Mysterien, die es hier zu lösen gilt, haben weder mit Übersinnlichen, noch mit Außerirdischen zu tun. Das ändert allerdings nichts an den Spaß, den die Folgen machen. Die staatliche Organisation B.I.P.S. („Bureau International de Prevention Scientifique“), oder zu deutsch: I.S.S.W („Internationales Institut zum Schutz der Wissenschaften“), sendet ihre beiden besten Geheimagenten Yan Thomas und Barbara Andersen (ab Folge 8 dann Christa Neumann) aus, um wissenschaftlich zunächst nicht erklärbare Phänomene zu enträtseln. Beauftragt werden sie von ihrem eigentlich mächtigen, aber insgesamt doch eher hilflosen Chef Courtenay Gabor.
Während der teils recht unkonventionellen Ermittlungsmethoden stellt sich ein ums andere Mal heraus, dass es sich um mehr oder wenige kluge Möchtegern-Bösewichte handelt, die es zur Strecke zu bringen gilt. Das gelingt unseren Helden mit einigem Wortwitz (zumindest in der deutschen Synchronisation), wissenschaftlichem (sciencefictiontechnisch gesehen natürlich!) Background und manchmal auch „schlagenden Argumenten“, wobei Barbara in den ersten Folgen eher als hübsches, schmückendes Beiwerk agiert. Die Rolle der deutschen Schauspielerin Eva Christian als Christa Neumann ist da ganz anders ausgelegt. Für die Entstehungszeit der Show ist die Agentin erstaunlich selbstbewusst und kann bisweilen sehr unangenehm werden, wenn man ihr ungefragt an die Wäsche will. Trotz dieser an sich positiven Entwicklung finde ich persönlich die zweite Staffel nicht mehr ganz so unterhaltsam. Die ersten Fälle sind einfach kurzweiliger und interessanter.
Klar ist für mich, dass man bei Grenzfälle - es geschah übermorgen tatsächlich eher von Science Fiction sprechen darf, als von Mystery. Immer sind es fiktionale Technologien oder - Wissenschaften - die als Auslöser seltsamer Ereignisse identifiziert werden. Ob künstliche Diamanten in Pflaumen gezüchtet werden, Menschen mittels „Ultra Ultra Schall“ zu willenlosen Werkzeugen gemacht werden, oder ein Erfinder ein Mittelchen entdeckt, mit dem man Rinder dreimal schneller wachsen lassen kann. Das Mad Scientist Thema ist irgendwie allgegenwärtig. Das macht schon einigen Spaß, wenn mir auch Alpha Alpha noch etwas besser gefällt, das mit noch verrückteren Ideen aufwartet und in Sachen Action in nichts nach steht.
Tatsächlich wirkt Pierre Vaneck schon verhältnismäßig körperbetont, zumindest verglichen etwa mit dem japanischen Vorläufer SRI. und die unheimlichen Fälle Wenn man sich seine Vita so ansieht, wundert das auch eher wenig. Der Mime spielte in Streifen wie „Der Mann der sterben muss“ (1957) und „Eine Kugel im Lauf“ (1958) mit. Nach der hier besprochenen Serie drehte er noch den Film „Biribiri – Hölle unter heißer Sonne“. Dann war bis 1984 Schluss mit lustig. 1987 erlebten wir ihn dann noch einmal in der Knallerserie „Allein gegen die Mafia“, dann wurde es, abgesehen von wenigen Ausnahmen, wieder ruhig um ihn. Am 31. Januar 2010 starb er in Vietnam. Die bereits 1994 im Alter von 59 Jahren verstorbene Elga Andersen war zwischen 1957 und 1974 aktiv. Grenzfälle – es geschah übermorgen war ihre letzte Rolle. Eva Christian wurde 1937 in Berlin geboren und war zwischen 1963 und 2005 eine gefragte Seriendarstellerin. Sie hatte Rollen in der bekannten Serie „Landarzt Dr. Brock“, war mehrfach im „Tatort“ zu sehen, oder spielte in „Derrick oder „Der Fahnder“ mit. An verschiedenen Theatern war sie ebenfalls erfolgreich.
Übrigens: wenn Ihr „Action“ lest dürfen sich die Jüngeren unter Euch nicht Action im Sinne einer Serie wie Arrow, „Daredevil“ oder gar „The Walking Dead“ vorstellen. Die Zeiten waren
andere. Es war undenkbar, dass Gliedmaßen abgerissen werden und literweise Blut fließt. Ein kleiner roter Filmblutfleck auf dem Hemd und eine kleine Prügelei ohne größere Blessuren musste
reichen, um die Fantastie anzuregen. Im Endeffekt liefen die Hauptdarsteller immer wie aus dem Ei gepellt - nach dem Motto: „14.00h, es ist windig, die Frisur sitzt“- herum.
Alles in allem ist diese Produktion eher etwas für eingefleischte Nostalgiker wie mich, aber genau für diese Zielgruppe ist die Edition letztlich auch gedacht. Mögen es mir also die Massen von First Avenger, The Avengers und Guardians of the Galaxy Fans da draußen verzeihen, wenn ich die Show ähnlich hoch bewerte wie die Marvel-High-Budget-Maschinerie-Filme. Das hier ist Fernsehen der 70er Leute, da muss ich nun einmal verschiedene Maßeinheiten anwenden und einfach mal den fast grenzenlosen Ideenreichtum der Drehbuchautoren belohnen (Diamanten in Pflaumen, wer kommt heute noch auf so was?^^)
persönliche Bewertung: 4/6