Unga Khan, der Herr von Atlantis, original: Undersea Kingdom (1936)
Republic Pictures, Elstree Hil; gefilmt in schwarz/weiß; Produktionsland: USA; Länge: 226 min in 12 Kapiteln á 12
bis 20min; Sprache: englisch
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Darsteller | Team |
Ray Crash Corrigan als Crash Corrigan | Regie: B. Reeves Eason, Joseph Kane |
Lois Wilde als Diana Compton | Produktion: Nat Levine |
C. Montague Shaw als Prof. Norton | Drehbuch: T. Knight, J. Rathmell, M. Geraghty, O. Drake |
Lee van Atta als Billy Norton | Kamera: Edgar Lyons, William Nobles |
Monte Blue als Unga Khan |
Schnitt: Dick Fantl, Helene Turner |
William Farnum als Sharad |
yMusik: Harry Grey |
Besprechung:
Inhalt:
1936: schwere Erdbeben erschüttern Amerika. Professor Norton widmet sich dieses Problems und rüstet eine U-Boot Expedition in die
Tiefen des Meeres aus. Als Hilfe wird der junge und erfolgreiche Marine-Offizier Crash Corrigan gewonnen. Außerdem begleitet die junge Reporterin Diana das U-Boot. Nortons Sohn Billy wird während
der Fahrt in einer Kiste entdeckt, er hatte sich dort versteckt, um seinem Freund und Idol Crash zu folgen. Gemeinsam machen sich die drei nun auf, die Tiefsee zu entdecken.
In mehreren hundert Metern Tiefe gerät das U-Boot in einen Strudel, der das Boot unkontrolliert durch die Schwärze des Meeres zieht, bis es an einem Ufer, das allerdings tausende Meilen unter dem Meeresspiegel liegt, strandet. Die vier sind sich einig, dass es sich um das versunkene Atlantis handeln muss. Noch bevor sie sich allerdings an ihrer atemberaubenden Entdeckung erfreuen können, werden sie angegriffen, können aber das Boot vorher verstecken und fliehen. Nach einigen Wirren stellt sich heraus, dass auf Atlantis Krieg herrscht, der böse Unga Khan bekämpft den Hohen Priester von Atlantis, um die Herrschaft an sich zu reißen. Anschließend strebt Khan die Herrschaft über die Oberwelt an, denn seine Wissenschaftler haben schreckliche Waffen entwickelt, gegen die die Oberflächen-Welt wehrlos sein könnte. Crash nimmt den Kampf gegen den Despoten auf und schließt sich den guten Mächten des Oberpriesters Sharad an. Wird es ihm gelingen, Unga Khan zu besiegen?...
Fazit:
Ich mag ja bekanntlich die alten Serials, über die ich im Bereich Filme vor 1950 schon mehrfach schrieb. Vor allem Buck Rogers (1939) und Flash Gordon (1936), die bekanntesten Vertreter ihrer Art im SciFi-Segment, haben es mir besonders angetan. Natürlich sind diese alten Schinken für heutige Augen recht schwere Kost. Nicht nur, dass diese überlangen Filme altbacken in der Machart sind, sie sind darüber hinaus auch recht günstig produziert worden.
Doch für mich tut das dem Spaß daran, in diese alte Filmwelt abzutauchen, keinen Abbruch und wer sich ein wenig für die Geschichte der SciFi interessiert, kommt eigentlich kaum an Serials vorbei. Sie sind ein prägender Teil des Genres, denn die Stories sind oft actiongeladen und somit bestens für die notwendigen Cliffhanger geeignet, die diese Art des Filmemachens auszeichnet. Ich fände es gar nicht schlecht, wenn Serials heute im Kino wieder eingeführt würden. Dies natürlich in modernisierter Form, denn einmal pro Woche ins Kino zu gehen, kann man sich heutzutage ja kaum mehr leisten. Doch einmal im Monat mit einem neuen Teil eines Serials, oder einem kurzen Vorfilm beglückt zu werden, das wäre schon was.
Es gab in den 30er Jahren eine Firma, die durch ihre Serials besonders bekannt wurde: Republic Pictures, die allein zwischen 1935 und 1937 über 100(!) Serials produzierte. Karrieren wie von Roy Rogers und John Wayne nahmen hier ihren Anfang. Bis 1956 produzierte die Firma beinahe unzählige B-Movies und Serials. Einige davon sind recht bekannt geworden, so unter anderem auch das hier zu besprechende Undersea Kingdom, das Ray „Crash“, Corrigan, einen jungen Athleten, der als Personal Trainer (ja, so was gab es auch damals schon) nach Hollywood gekommen, dort aber bald für den Film entdeckt wurde, bekannt machte. Anfangs arbeitete Corrigan als Stuntman und Double, unter anderem für den unvergesslichen Johnny Weissmüller, der vielleicht beste Tarzan Darsteller aller Zeiten. Bald schon nahm ihn Republic unter Vertrag, wobei dieses hier sein erstes Serial werden sollte.
Die Geschichte ist eigentlich, wie für das Genre üblich, schnell erzählt. Unerklärliche Erdbeben erschüttern Amerika. Um zu erforschen, woher diese stammen können, gehen Ray Crash Corrigan zusammen mit der hübschen Reporterin Lois Wilde, dem Wissenschaftler Professor Norton und dessen Sohn Billy, mit einem U-Boot auf große Forschungsmission. Unter Wasser geraten sie in einen Strudel und landen schließlich auf dem verlorenen Kontinent Atlantis, auf dem ein großer Krieg zwischen dem Hohen Priester Sharad und dem bösen Unga Khan herrscht. Unsere Helden geraten zwischen die Fronten, entscheiden sich aber schließlich für das Gute und retten am Ende die Erde.
So oder so ähnlich sind die meisten Serials aufgebaut. Es gibt viele Kämpfe, die der Held in der Regel für sich entscheidet und viele dramatische Situationen, die die so wichtigen Cliffhanger ermöglichen. Bei allen typischen Elementen, die dieses alte Serial enthält, bin ich jedoch auch immer wieder überrascht, wie gute Ideen die Autoren, die Requisiteure und die Setbauer hatten. So gibt es etwa vier Roboter mit Strahlenwaffen und einen futuristischen Panzer, die den Science Fiction Charakter der Show unterstreichen. Diese wirken aus heutige Sicht natürlich primitiv, aber darauf kommt es eher weniger an.
In den 30er Jahren war gerade mal die Atomkraft entdeckt worden und man sah in ihr eine Art wissenschaftlicher heiliger Gral, der alles ermöglichen könne. So kamen die Science Fiction Autoren auf Ideen, die für die damalige Zeit teilweise unglaublich wirkten. Aus heutiger Sicht sind Strahlenwaffen, Panzer und Roboter natürlich alte Hüte, damals kannte man gerade einmal seit knapp 20 Jahren das Panzerfahrzeug. Ein gepanzertes Fahrzeug zu entwickeln, das nicht nur atomgetrieben, sondern dazu auch noch „superschnell“ fahren könnte, war absolut unvorstellbar, so etwas wie Laserstrahlen erst recht. Die ersten Ansätze wurden erst 1954 mit der Entwicklung des Masers realisiert. Die Autoren ließen sich also eine ganze Menge einfallen, um das Publikum zu unterhalten und schafften es mit recht wenig Geld. Undersea Kingdom kostete bei einer Länge von 224 Minuten gerade mal rund 90000 Dollar. Und das tut dieses Serial, wie ich finde, auch heute noch. Natürlich wirkt aus heutiger Sicht vieles eher belustigend, so zum Beispiel die Kampf-Choreografien, die eher Ringkämpfen gleichen, oder auch die Kostüme, die zu großen Teilen irgendwelchen Historienfilmen entliehen scheinen. Badekappen wurde zu Helmen umfunktioniert und dass in den „Robotern“ Menschen stecken, ist unübersehbar.
Dennoch macht es schon einigen Spaß, sich über den Ideenreichtum der jener Tage zu wundern und sich an diesen Vorläufern der späteren TV-Serie zu erfreuen. Sammlern und Freunden alter Schinken sei der Kauf dieser rein englischsprachigen Produktion somit zum Kauf empfohlen. Fans moderner Filme und Serien sollten hingegen eher die Finger davon lassen, doch manchmal schadet ein wenig Neugierde ja nicht, oder?
persönliche Bewertung: 4(+)/6